Luisenstadt Spreeuferweg - Der Plan

Eine Klima-Katastrophe am Spreeufer?

LETZTE ÄNDERUNG am Mittwoch 28. Juni 2023 10:57 durch BV LuiseNord


Darf der neue Weg am Spreeufer asphaltiert werden?

Der neue Uferweg entlang der Spree wird in der Nördlichen Luisenstadt zunächst einmal als Provisorium angelegt.

Der erste Bauabschnitt erstreckt sich zwischen Schillingbrücke und Wilhelmine-Gemberg-Weg. Diese Arbeiten können jetzt beginnen.

Der zweite Bauabschnitt zwischen Wilhelmine-Gemberg-Weg und Michaelbrücke wird nach Fertigstellung des Bauvorhabens Michaelkirchstraße 22/23 realisiert.

Die Herstellung, Bewirtschaftung und Unterhaltung des Wegeprovisoriums hat das Bezirksamt Mitte an die STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft mbH als externen Maßnahmenträger übergeben.

Doch es regt sich Kritik an den Planungen

Aus den Reihen der Betroffenenvertretung wird insbesondere die geplante Asphaltierung des Weges hart kritisiert: »Dies würde bedeuten, dass man aus unreflektiertem Beharren weiter in die Klimakatastrophe läuft«, so heißt es in einer Stellungnahme des Bürgergremiums: »800 qm Wegefläche neu und vollständig zu versiegeln ist nicht mehr zeitgemäß.«

Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteil­zeitung „ecke köpenicker. Siehe Download-Link unten
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Alle Verantwortlichen werden daher dazu aufgefordert, »Abstand von Asphalt als Wegedecke zu nehmen und eine Entscheidung für eine WGWD mit organischem Bindemittel herbeizuführen.«

WGWD steht dabei für »wassergebundene Wegedecke«, wobei die Deckschicht normalerweise aus feinstem Gestein feucht gewalzt wird. Organische Bindemittel werden nach Auskunft der Betroffenenvertretung aber in Berlin bereits vielfach genutzt und sollen z.B. beim neu geplanten Radfernwegabschnitt zwischen Charlottenburg und Spandau angewendet werden.

Das Landschaftsplanungsbüro Gruppe F, das die Gestaltung des Uferwegs konzipiert hat, hält von diesem Vorschlag nicht viel. Der neue Uferweg sei für eine wassergebundene Decke nicht geeignet, so argumentiert es in einer Stellungnahme zur Stellungnahme, da er sehr kurvenreich sei und relativ große Steigungen aufweist.

Dabei soll er ja auch mit Fahrrädern befahren werden können: Durch die starke Nutzung würden sich schnell Spurrillen bilden, die mit der Zeit immer tiefer werden und in denen sich bei feuchter Witterung das Wasser zu Pfützen sammelt.

Den Asphalt werde man zudem leicht schräg aufbringen, so dass das Regenwasser zu den unversiegelten Flächen der Grünanlage hin ablaufen könne. Es fließe jedenfalls nicht in die Kanalisation. Zudem werde man ihn durch die Zugabe von Natursteinsplitt aufhellen, so dass er sich auch bei starker Sonneneinstrahlung nicht aufheizt.

Wer pflegt die WGWD?

Auch die Experten, auf die sich die Betroffenenvertretung beruft, geben an, dass die »WGWD« mindestens einmal pro Jahr gewalzt werden müsste, damit sich Bodenunebenheiten ausgleichen. Anders als Asphaltdecken würden sie aber nicht durch Wurzeln beschädigt, sondern glichen bei regelmäßiger sachgerechter Pflege die Unebenheiten aus.

Die entscheidende Frage ist, ob der Bezirk Mitte in der Lage wäre, einmal im Jahr die notwendigen Pflegemaßnahmen durchzuführen.

Die knappe personelle Ausstattung des Straßen- und Grünflächenamtes spricht eher nicht dafür. Auch die Wirkung der Versiegelung auf das lokale Mikroklima lässt sich direkt am Ufer der Spree nicht schlüssig belegen. Denn einerseits versickert das Regenwasser auch auf »wassergebundenen Wegedecken« nur äußerst langsam (wie jeder weiß, der in Berliner Parks spazieren geht), weshalb speziell in Hitzesommern Regengüsse kaum Einfluss auf den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens nehmen können.

Und andererseits ändert sich der Grundwasserspiegel direkt am Ufer der an der Mühlendammschleuse aufgestauten Spree auch bei extremer Dürre nicht.

Die Bäume ziehen ihr Wasser aus diesem großen Reservoir. Zudem befeuchtet am Ufer auch nächtlicher und morgendlicher Tau die Grünanlage, so dass auch flachwurzelnde Pflanzen an Feuchtigkeit gelangen.

Fazit der „ecke“

Das Mikroklima am Flussufer wird durch die Frage »Asphalt oder den WGWD?« auf dem Uferweg also kaum beeinflusst. Das unmittelbare Spreeufer taugt wohl kaum für Klima-Katastrophen-Szenarien.

Quelle: „cs“ in der „ecke köpenicker No 2 Mai Juni 2023“

Bild oben: Archiv BV


ecke köpenicker Nr. 2 für Mai Juni 2023 - Hier lesen/downloaden
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Alle „ecken“ seit der Erstausgabe hier in unserem Blog

4 Gedanken zu „Eine Klima-Katastrophe am Spreeufer?“

  1. Ich unterstütze voll und ganz die Worte und Argumente. Als Anwohnerin und Mutter von zwei Kindern von Spreefeld liegt mir die noch minimal übrige natürliche und gesunde Umgebung besonders am Herzen.

  2. Nicht zu glauben, dass „Gruppe F“ sich nach all den Jahren des zeitintensiven Austausches, über die getroffenen Absprachen nun hinwegsetzt und eine Asphalt – Versiegelung auf einem „provisorischen“ Uferweg vorschlägt und präferiert.
    Es geht doch darum einen naturnahen Bereich zu erhalten und Zuwegung ans Spreeufer zu schaffen nicht aber eine versiegelte Fahrrad – Rennstreck zu bauen.
    In vielen Berliner Parkanlagen ist die Anwendung von WGWD ein erprobter Belag und weckt den Wohlfühl -Charakter und trägt sowohl bei Fußgängerinnen als auch Fahrradfahreinnen zur innerstädtischen Erholung bei.
    Wo wenn nicht HIER – Wer wenn nicht WIR,
    sind wir als Anwohnerinnen, Nachbarinnen und Nutzer*innen maßgeblich für einem städtebaulich zeitgemäßen, im Bewusstsein der Nachhaltigkeit gedachten, spannenden und einfallsreichen, naturbelassen Uferweg und wollen das unbedingt respektiert und umgesetzt wissen.
    Gerade eine provisorischen Bauphase sollte doch Sinn und Zweck einer Erprobung sein. In diesem Sinnen NEIN zu ASPHALT!!!

  3. Es geht nicht nur um die Versickerung, es geht auch um das Drosseln von Geschwindigkeit von Radfahrer:Innen und das Ziel der Naturnähe. Asphalt ist eher Straße als Park. Und auch wenn der Einfluss auf das Grundwasser „kaum“ bestehen sollte – wir brauchen insgesamt ein Umdenken! Und da zählt jede Maßnahme, ist jeder Quadratmeter ein Anfang!

  4. Ich dachte schon, diese Entscheidung GEGEN Asphaltierung eindeutig gefallen sei? Sind die Verwaltung und Baufirmen einfach nicht lernfähig, bzgl. Bürgerbeteiligung und neuen Kenntnisse der Klimaschutz-Experten?

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