Wallstraße 88 nun Denkmal

Privilegiert Wohnen in der DDR: Wohn- und Atelierhaus Wallstraße 88 nun Denkmal

LETZTE ÄNDERUNG am Montag 29. Dezember 2025 16:10 durch BV LuiseNord


Ein DDR-Bau für das Außenhandelsministerium wurde unter Denkmalschutz gestellt. Das Wohn- und Atelierhaus Wallstraße 88a–90 wurde 1982–84 gebaut.

Das Landesdenkmalamt hat das Wohn­ und Atelierhaus in der Wallstraße 88a–90, das sich im Eigentum der landeseigenen WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin­-Mitte mbH befindet, in die Denkmalliste aufgenommen.

In der Hausnummer 90 des 1982–84 errichteten Gebäudes wohnte auch der in der DDR prominente Künstler Walter Womacka.

Von 1982 bis 1984 realisierte ein Planungskollektiv der Bauakademie der DDR unter der Leitung von Michael Limberg den Auftrag, in der Wallstraße 88a–90 Wohnungen für Beschäftigte des Außenhandelsministeriums zu bauen.

Casino und Friseur im Prominentenhaus

Die direkte Lage am Spreekanal sowie die gehobene Ausstattung des Gebäudes mit hauseigenem Casino und einem privaten Friseur­ und Kosmetiksalon zeugen von der Privilegiertheit seiner Bewohner, die als Ministeriumsangestellte mit dem Erwerb von Devisen und Waren aus dem westlichen Ausland betraut waren.

Auch der prominente Künstler Walter Womacka und seine Ehefrau Hanni Womacka zogen in die Wallstraße 90. Die Wohnung war individuell nach den Wünschen des Künstlers gestaltet und besaß ein Atelier mit Ausstellungsraum.

Womacka führte zahlreiche Aufträge für öffentliche Bauten in Ost­Berlin aus. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Mosaik am »Haus des Lehrers« unweit des Alexanderplatzes.

Eine Besonderheit liegt in der Konstruktion des Wohngebäudes

Wegen diverser Herausforderungen, die sich aus dem Baugrundstück und der historischen Nachbarbebauung ergaben, wurde das Gebäude nicht aus Fertigteilen montiert, sondern gemauert.

Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung
Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung „ecke köpenicker“ Siehe Download-Link unten

Das war eine Seltenheit im Ostberlin der 1980er Jahre, wodurch sich im Entwurf und in der Ausführung zahlreiche Freiheiten ergaben.

Das Haus passt sich dem Verlauf der Wallstraße an und bildet aufgrund seiner Ecklage einen städtebaulichen Akzent, der auf Fernwirkung bis hin zum Spittelmarkt konzipiert wurde.

Vor-­ und Rücksprünge leiten zu den Nachbarhäusern über und lassen eine gemeinsame Front zur zeitgleich gestalteten Uferpromenade entstehen.

Der Landeskonservator meint

Dr. Christoph Rauhut, Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin:

»Das Wohngebäude knüpft mit hoher Qualität an die Bebauung der Wallstraße aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert an, ohne dabei seine spätere Entstehungszeit zu verschleiern. Es steht für den Wandel in der Architektur und Stadtplanung der DDR zu Beginn der 1980er Jahre.

Historische Bauten wurden nun vermehrt saniert, Neubauten unter Bezugnahme auf den vorhandenen Bestand geplant. Der Blick von der Wallstraße 88a–90 auf die gegenüberliegende Fischerinsel verrät, womit Architekten und Stadtplaner brachen: Den dortigen Hochhäusern musste Ende der 1960er Jahre der gewachsene Fischerkiez weichen.«

Im Bestand der WBM befinden sich bereits ca. 100 Denkmalensembles, 18 Prozent der WBM-­eigenen Wohnungen befinden sich in Gebäuden mit Denkmaleigenschaften.

Quellen: ecke köpenicker 6 Dezember 2025 Januar 2026

Entwicklungsstadt.de: „Seltene DDR-Architektur in Mitte: Wohn- und Atelierhaus wird Denkmal“

WBM Pressemitteilung „Neu unter Denkmalschutz“

Bild oben: Wohn- und Atelierhaus Wallstraße 88a–90 (Foto: Ch. Eckelt)


ecke köpenicker 6 2025/2026
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