Die Spreefeld e. G. an der Spree - Foto: Ch. Eckelt

Städtebauliche Verträge in der Nördlichen Luisenstadt: Die Spreefeld e. G.

LETZTE ÄNDERUNG am Montag 21. Juli 2025 22:37 durch BV LuiseNord


Städtebauliche Verträge – Teil 1: Die Spreefeld e. G. – ein kniffliges Grundstück für ein alternatives Wohnprojekt.

Schon ein Jahr nach der Festsetzung des Sanierungsgebietes Luisenstadt wurde 2012 ein städtebaulicher Vertrag über die bauliche Entwicklung eines besonders vertrackten Geländes am Ufer der Spree abgeschlossen.

Es führte damals die seltsame Adresse »Köpenicker Straße 48, 49 (hinten)«, lag brach und hatte keine eigene Anbindung an das öffentliche Straßenland.

Es war der hintere Teil der ehemaligen Maschinenfabrik Karl Jung in der Köpenicker Straße 48/49, in der einst die ersten Traktoren (»Motorpflüge«) Deutschlands hergestellt worden waren.

Nach dem Krieg wurde hier in einem Volkseigenen Betrieb Herrenoberbekleidung produziert, 1995 eröffnete in einem Teil des historischen Fabrikgebäudes das Deutsche Architekturzentrum (DAZ).

Der hintere Teil des Grundstückes an der Spree wurde abgetrennt und verblieb zunächst in der Verwaltung des Bundes.

Genossenschaft erwarb Problemgrundstück

Erworben hatte es schließlich eine Gruppe aus der lokalen Kreativszene der 1990er und 2000er Jahre, die damals das Spreeufer zu einem Hotspot der Berliner Klubkultur entwickelt hatte und in dem Bereich ein alternatives Wohnprojekt aufbauen wollte.

Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung
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Ursprünglich hatte sie die benachbarte Alte Seifenfabrik im Auge. Als das scheiterte, weckte das unbebaute Grundstück daneben ihr Interesse, das von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BimA) verwaltet wurde.

Um hier Baurecht zu erhalten, mussten jedoch mehrere Teile des Grundstücks an das Land Berlin abgetreten werden:

Die seitlich verlaufende Zufahrt, wo später der Wilhelmine-Gemberg-Weg entstand, und der Bereich entlang des Spreeufers, wo derzeit der öffentliche Uferweg errichtet wird.

In der Gruppe, die sich inzwischen zur »Genossenschaft Spreefeld e.G.« formiert hatte, stieß dieser öffentliche Uferweg auf wenig Gegenliebe. Man war zwar mit dem öffentlichen Wegerecht im Uferbereich einverstanden, wollte aber selbst über die Gestaltung entscheiden.

Heute ist man vermutlich froh über die Abtretung dieses Grundstücksteils: Bei einem ähnlich gelagerten Fall wurde nämlich inzwischen gerichtlich entschieden, dass der Eigentümer des Grundstücks (also jetzt das Land Berlin) und nicht der der Wasserstraße (hier der Bund) für die erheblichen Kosten der dringend erforderlichen Sanierung der Spundwände aufkommen muss, die die Uferböschung abstützen.

Sensationell niedrige Baukosten

Die ursprüngliche Gesamtfläche des Grundstücks schrumpfte durch die Abtretungen um etwa 40%. Auf dem verbliebenen Grundstücksteil von rund 4000 Quadratmetern errichtete die Spreefeld e.G. in rund zweijähriger Bauzeit drei Baukörper von zusammen etwa 7.800 Quadratmetern Nutzfläche.

Der größte Teil wird von den Mitgliedern der Genossenschaft bewohnt, im Erdgeschoss finden sich aber auch eine Kita und diverse Gemeinschafts- und Versammlungsräume, die auch von Außenstehenden genutzt werden können.

In der Genossenschaft war auch erhebliche architektonische Kompetenz vertreten. Gebaut wurde in einem Mix aus Holz und Beton. Die Baukosten von rund 2100 Euro/qm waren schon Mitte der 2010er Jahre sensationell niedrig und sind heutzutage in Berlin kaum noch vorstellbar.

Unterstützt wurde die Finanzierung u.a. über die Förderung des Erwerbs von Genossenschaftsanteilen, was es auch weniger begüterten Menschen ermöglichte, der Spreefeld e.G. beizutreten.

Der Städtebauliche Vertrag ist heute
in allen wesentlichen Punkten erfüllt

An der Planung des Spreeuferweges hat sich die Hausgemeinschaft des Wohnprojektes aktiv beteiligt, wobei der öffentliche Weg und die privat genutzten Flächen offen ineinander übergehen.

Der Genossenschaft gehört auch der denkmalgeschützte Bunker des ehemaligen Bootshauses der DDR-Grenztruppen auf dem Gelände, der Teil der noch erhaltenen Grenzschutzanlagen in diesem Bereich ist.

In einigen Jahren, wenn ein durchgängiger Uferweg zwischen Jannowitzbrücke und Schillingbrücke fertig gestellt ist und das Spreefeld nicht mehr fußläufig in einer Sackgasse liegt, wird der Bereich wohl wesentlich belebter werden als heute.

Touristengruppen direkt vor der Haustür werden vermutlich nicht allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Wohnprojektes gefallen. Es war aber allen von Anfang an klar, dass es so kommen wird.

Quelle: cs in der ecke köpenicker No 3 Juli August 2025

Abbildung oben: „Die Spreefeld e. G. an der Spree“ – Foto: Ch. Eckelt


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Siehe auch „Städtebauliche Verträge im Sanierungsgebiet“ in der o. g. ecke köpenicker

ecke köpenicker 3 2025 Cover
ecke köpenicker 3 Juli August – hier lesen/herunterladen

ecke köpenicker No 3 Juli August 2025 – Lesen/Herunterladen

Alle ecken seit der Erstausgabe hier in unserem Blog

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Andere ecken 2 2025 Collage
Andere ecken 2 2025 Collage

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