LETZTE ÄNDERUNG am Dienstag 7. Oktober 2025 22:03 durch BV LuiseNord
Städtebauliche Verträge im Sanierungsgebiet (Teil 4):
Elements, Michaelkirchstraße 22 /23
Dass ein städtebaulicher Vertrag auch in stürmischen Zeiten Bestand haben kann, beweist das Bauprojekt »Elements« in der Michaelkirchstraße 22/23.
Zwar ging der Projektentwickler in der gegenwärtigen Krise des Büroflächenmarktes in die Insolvenz, es fand sich aber ein neuer Investor, der die Bauarbeiten weiterführte und finanzierte.
Im kommenden Jahr 2026 sollen die vier Gebäudeteile fertig werden – samt einer großen digitalen Installation an der Fassade, die visuelle, künstlerisch bearbeitete Signale, vor allem Bilder und Videos mit Musikbezug über die Spree sendet denn ein bekanntes Unternehmen der Musikindustrie will das Bürohaus anmieten.
An der Michaelkirchbrücke stehen damit bald zusätzlich ca. 15.000 Quadratmeter Bürofläche bereit, in einem abgetrennten Gebäudeteil entstehen aber auch etwa 5.000 Quadratmeter Wohnraum, teilweise für soziale Wohnprojekte.
Außerdem soll es im Erdgeschoss eine gastronomische Einrichtung mit Ausrichtung zum Spreeuferweg geben. Die privaten Freiflächen sollen funktional und gestalterisch mit den öffentlichen Freiflächen (also dem Spreeuferweg) verknüpft werden. Das hat der Bezirk mit der Projektentwicklungsgesellschaft im Sommer 2019 im städtebaulichen Vertrag vereinbart.

Im September 2023 musste diese Gesellschaft jedoch Insolvenz beantragen: Die Baukosten waren zwischenzeitlich drastisch gestiegen, und, schlimmer noch, gleichzeitig auch die Zinsen und damit die Finanzierungskosten.
Die wirtschaftliche Grundkonstruktion des Projekts platzte, die Baustelle lag vorübergehend still.
Dank des bereits geschlossenen Mietvertrages war es aber möglich, einen Investor zu finden, der die Baustelle übernahm: das Unternehmen Tishman Speyer.
Im Zentrum Berlins gehören Tishman Speyer auch problematische Objekte, etwa die Quartiere 205 und 207 (ehemals Galeries Lafayette) in der Friedrichstraße oder ein maßgeblicher Anteil am Neubauprojekt »LXK Campus«, das im kommenden Jahr am Ostbahnhof mit mehr als 50.000 Quadratmetern Gewerbefläche auf den Markt kommen soll. Verglichen damit ist das wirtschaftliche Risiko bei »Elements« sehr überschaubar.
Denn für die Musikindustrie ist der Standort am Ufer der Spree besonders attraktiv. Das liegt nicht nur an den wilden 1990ern, als sich hier international angesagte »Locations« befanden (u.a. »Kater Holzig«, ein Vorgänger des »Kater Blau« auf der gegenüberliegenden Seite der Spree, oder bis heute der Holzmarkt).
Interessant macht den Ort vielmehr insbesondere der Umstand, dass die Fassade des neuen Büroneubaus ideal im Blickfeld der Stadtbahn liegt. Die ist mit einem Fahrgastaufkommen von mehreren Hunderttausend am Tag die meistgenutzte Bahnstrecke Berlins und vermutlich auch Deutschlands. Sie verläuft zwischen Jannowitz und Michaelbrücke etwa einen halben Kilometer lang direkt am Ufer der Spree.
Elements liegt in unverbauter Blickachse am gegenüberliegenden Flussufer und ist damit für die Bahnfahrer über längere Zeit hinweg hervorragend sichtbar.
Mit Hilfe von LEDs soll das ausgenutzt werden: die spreeseitige »Elements«Fassade soll zum Bildschirm werden, auf dem das Musiklabel visuelle Botschaften präsentiert.
Vielleicht werden uns von hier aus also künftig Taylor Swift und Billie Eilish im Riesenformat zuwinken. Das erinnert an den Film »BladeRunner«, wo sich auf riesigen digitalen BildschirmFassaden entlang der stets verregneten Straßenschluchten von Los Angeles des Jahres 2049 andauernd japanische Geishas nach einem umdrehen.
Ausdrücklich dürfen diese visuellen Botschaften jedoch keine Werbung sein. Auch politische Botschaften und hochfrequente Effekte sind nicht zulässig.
Durch die LEDInstallation am künftigen »Elements«Gebäude werden zudem keine Wohnungen verdunkelt oder anderweitig beeinträchtigt.
Dennoch steht beispielsweise die Betroffenenvertretung Nördliche Luisenstadt der Installation mit einer gewissen Skepsis gegenüber: Sie schätzt sie als »störend, nicht insektenfreundlich und nicht mit dem Quartierscharakter vereinbar« ein und lehnt eine Entwicklung »zu einer medial überinszenierten Außenwirkung« und eine Nutzung zur Darstellung eigener Markenwerbung ab.
Quelle: cs in der ecke köpenicker No 4 September Oktober 2025
Bild oben: Bald fertig – Das Elements im Sommer 2025 – Foto: Ch. Eckelt

ecke köpenicker No 4 September Oktober 2025 – Lesen/Herunterladen
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