Märkisches Museum AK um 1910

Stadtmuseum Ahoi! Vergangenheit und Zukunft auf einer Ansichtskarte

LETZTE ÄNDERUNG am Montag 11. August 2025 20:25 durch BV LuiseNord


Auf wohl keiner Postkarte ist mehr Berliner Geschichte zu sehen als auf der hier abgedruckten. Das liegt hauptsächlich am Märkischen Museum, das wie eine gotische Backsteinkirche mit Kloster aussieht.

In dem Turm kann man die Kirche von Havelberg erkennen und im Walmdach die Bischofsburg in Wittstock an der Dosse.

Die Waisenbrücke ist sogar Zukunftsmusik man stelle sie sich als Fahrrad- und Fußgängerbrücke vor, wie sie hoffentlich in nicht ferner Zeit wieder die Spree überquert.

Das fällt um so leichter, weil die Fußgänger auf dem Foto und vor dem Ersten Weltkrieg noch nicht durch die Straßenverkehrsordnung auf Fußwege verbannt, sondern im Verkehr den Autos, Kutschen und Fahrrädern gleichberechtigt waren.

Will man einen Gast in Berlin mit einer schwierigen Frage zur Baugeschichte testen, dann kann man ihm die Karte zeigen oder besser gleich mit ihm zum Märkischen Museum spazieren.

Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung
Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung „ecke köpenicker“ Siehe Download-Link unten

Im Köllnischen Park an der Rückseite sind Schaugiebel und Luftfenster voller Maßwerk zwischen Fialtürmchen (also schlanke, spitz zulaufende, flankierende Türmchen) zu sehen, alles in glänzenden, hell- und dunkelroten glasierten Ziegeln ausgeführt.

Dort bitte man den Gast, das Baujahr dieses Gebäudes zu schätzen oder zumindest die Epoche seiner Entstehung.

Eigentlich wissen nur Kenner die richtige Antwort: 1899 begann der Bau, 1908 wurde er eröffnet. Alle anderen werden vermutlich, wenn sie in Bezug auf Architektur von norddeutschen Klöstern und Kirchen vorgebildet sind, eine Entstehungszeit zwischen 1200 und 1600 schätzen.

Damit lägen sie nicht falsch, denn dieser Teil des Märkischen Museums von Ludwig Hoffmann ist eine Nachbildung der Katharinenkirche in Brandenburg an der Havel und zeigt also einen Baustil aus dem 15. Jahrhundert, die Backsteingotik.

Das Märkische Museum präsentiert auch mit seinem Gebäude die Berliner Geschichte. Seit 2023 ist es ein großer Segen, dass dem Gebäude die Geschichte nicht nur innen, sondern auch in die Außenwände eingeschrieben ist, denn seitdem ist das Haus geschlossen.

Die Wiedereröffnung ist in so vielen Jahren geplant, dass man sich mit genaueren Zeitangaben lieber zurückhält. Damit verhindert man eine Wiederholung des Flughafen-Desasters, bei dem gefühlte 100 Eröffnungstermine abgesagt werden mussten.

Das Märkische Museums ist einmalig, von außen erinnert es mit seinen roten Backsteinen genauso an gotische Kirchen, märkische Burgen und Rathäuser wie an mittelalterliche Klöster.

Jeder Rundgang um das Museum ist eine Zeitreise vom Mittelalter durch die Renaissance in die Gegenwart. Hier können die Berliner ihre Wurzeln in der Mark Brandenburg ansehen, ohne das Zentrum zu verlassen.

Mit der Waisenbrücke ist, wie eingangs erwähnt, auf dieser Postkarte nicht nur die Geschichte, sondern auch die Zukunft abgebildet. Denn es gibt Enthusiasten, die sie wieder aufbauen wollen. Dafür gibt es viele Argumente.

Durch eine neue Fußgänger- und Fahrradbrücke würde die Brückenstraße vom Fahrradverkehr entlastet werden. Das Märkische Museum wäre zu Fuß von seinen im Zentrum liegenden Dependancen zu erreichen, wozu das Ephraimpalais, das Knoblauch-Haus und die Nikolaikirche im Nikolaiviertel gehören, und auf klimafreundliche Weise das Museumsquartier an das historische Zentrum anbinden.

Jeweils der längste Tag des Jahres, die Sommersonnenwende, ist Waisenbrückentag. Dann laden die Fête de la Musique und die Allianz Neue Waisenbrücke und auch die Stiftung Stadtmuseum auf den Märkischen Platz vor dem Märkischen Museum ein. Dabei sind schon unterschiedliche Ensembles der bezirklichen Musikschule Fanny Hensel aufgetreten und der Shanty-Chor aus Köpenick.

Das passt geografisch durchaus, denn auch das Marinehaus, auf der Postkarte links zu sehen, gehört zur Stiftung Stadtmuseum. O-Ton der Stiftung: »Im kreativen Ping-Pong mit dem benachbarten Märkischen Museum entsteht mit dem Marinehaus ein Kulturzentrum am Köllnischen Park, das Spaß macht und zum Mitmachen einlädt.«

Dafür wagt es der Bauherr sogar, einen Termin für die Fertigstellung anzukündigen: 2028. Volle Kraft voraus! Berlin Ahoi!

Quelle: Falko Hennig in der ecke köpenicker No 3 Juli August 2025

Ansichtskarte oben: Links Marinehaus, im Vordergrund die Waisenbrücke und der Märkische Platz vor dem Märkischen Museum, um 1910.


ecke köpenicker 3 2025 Cover
ecke köpenicker 3 Juli August – hier lesen/herunterladen

ecke köpenicker No 3 Juli August 2025 – Lesen/Herunterladen

Alle ecken seit der Erstausgabe hier in unserem Blog

Und es gibt weitere ecken in anderen Mitte-Sanierungsgebieten:

Andere ecken 2 2025 Collage
Andere ecken 2 2025 Collage

Hier kannst du gern kommentieren. Der Spamfilter ist allerdings scharf gestellt!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.