Spreeuferweg_Vortrag_Collage

Der Plan: Provisorium Spreeuferweg auch westlich Michaelbrücke

LETZTE ÄNDERUNG am Dienstag 2. Januar 2024 20:19 durch BV LuiseNord


Die Redaktion der „ecke köpenicker“ war dabei und berichtet in der neuen Ausgabe über die jüngsten Planungen zur Erweiterung des Spreeuferweges unter der Überschrift:

Als Provisorium geplant – Der Uferweg an der Spree zwischen Jannowitz- und Michaelbrücke

Der Uferweg entlang der Spree wird auch im Abschnitt zwischen Jannowitz- und Michaelbrücke vorerst nur als Provisorium angelegt.

Das erfuhren die Besucher und -innen einer Informationsveranstaltung, die KoSP als Gebietsbetreuer des Sanierungsgebietes Nördliche Luisenstadt gemeinsam mit dem treuhänderischen Sanierungsträger Stattbau und dem Landschaftsarchitektenbüro gruppe F am 17. Oktober 2023 durchführten. Hier wurden die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie präsentiert, die der Bezirk beauftragt hatte.

Der maßgebliche Grund für das Provisorium sei, so berichtete Andreas Bachmann vom Büro KoSP, die dringend notwendige Sanierung der Uferwände der Spree, die an vielen Stellen stark beschädigt seien.

Diese Sanierung sei aber erst in den 2030er Jahren geplant. Denn der Senat repariere die Uferwände des Berliner Stadtflusses in großen zusammenhängenden Abschnitten.

Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteil­zeitung „ecke köpenicker. Siehe Download-Link unten
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Seit etwa 2020 geschieht dies im Bereich zwischen der Schleuse Charlottenburg und dem Humboldthafen am Hauptbahnhof. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, also frühestens 2030, komme der Bereich östlich davon an die Reihe.

Wann die nördlichen Luisenstadt erreicht sein werde, könne noch keiner seriös vorhersagen: vermutlich irgendwann in den 2030er Jahren. Bis dahin ist das Sanierungsgebiet Nördliche Luisenstadt aber längst aufgehoben, die Finanzierung der Maßnahmen wäre verfallen.

Deshalb soll jetzt am Uferweg ein etwa fünf Meter breiter Streifen entlang der maroden Uferwand für die Bauarbeiten freigehalten werden, der im Ausnahmefall mit flexiblen Gestaltungselementen ausgestattet werden kann.

Erst nach der Sanierung der Uferwände könne man dort dauerhaft bauen.

Nicht alle begrüßen den öffentlichen Weg

Die Einrichtung des Uferwegs ist ein zentrales Projekt des Sanierungsgebiets Nördliche Luisenstadt. Das lässt sich schon anhand des Gebietszuschnitts erkennen (siehe Karte auf S. 15):

Das gesamte Spreeufer zwischen dem historischen Hafen und dem Ver.di-Gebäude ist Sanierungsgebiet, davon ein langer Streifen zwischen Hafen und Michaelbrücke ohne nennenswertes Hinterland.

Wenn man den Uferweg jetzt zurückstellen würde, so argumentierte Bachmann, dann könnte man in den nächsten Jahrzehnten nicht damit rechnen, dass Berlin erneut einen Anlauf unternimmt.

Manche der auf der Veranstaltung Anwesenden würden das sogar gut finden: bei einigen direkten Anrainern stößt der öffentliche Uferweg nicht unbedingt auf Gegenliebe. Denn natürlich ist es schöner, die tolle Lage am Fluss exklusiv im »Privatgarten« zu genießen, als sie an einem öffentlichen Uferweg mit Touristengruppen teilen zu müssen.

Dabei brachten einige auch seltsame Argumente vor: etwa, dass bei der öffentlichen Nutzung die direkten Anrainer die Motivation verlören, gegen die Drogenszene vorzugehen, die sich vor allem in den Sommermonaten auf dem Gelände breit macht.

Partydrogen und Partyboote

Diese Drogenszene bildete den Stoff für allerlei Schreckensphantasien. Es ist ja auch verständlich, wenn Anwohner und -innen (auch die der hier neu gebauten und nicht gerade billigen Eigentumswohnungen) verunsichert sind, wenn sich im Gebüsch hinter ihrer Wohnanlage Suchtkranke Heroin in die Venen spritzen.

Aber das verwilderte Spreeufer ist definitiv kein Zentrum des Drogenhandels in Berlin, obwohl man es auch hier natürlich merkt, wenn der polizeiliche Druck im »Görli« oder am »Kotti« mal wieder hochgefahren wird.

Vor der Pandemie fand in der Gegend zwischen U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße und dem Kraftwerk übrigens tatsächlich ein schwunghafter Handel mit Drogen statt: mit Partydrogen wie Ecstasy, Koks oder Speed vor allem und nachts und am Wochenende, wenn die Clubs in der Gegend geöffnet hatten.

Am Runden Tisch Köpenicker Straße hörte man damals auch ständig von Suchtkranken, die in den Treppenaufgängen der Plattenbauten im Heineviertel ihre Drogen konsumierten.

Während der Pandemie scheinen sich diese Verhältnisse geändert zu haben: In der Zeit, in der die Clubs geschlossen blieben, etablierten sich in Berlin neue Formen des Drogenhandels, u.a. die sogenannten »Koks-Taxis«, über die sich manche Konsumenten inzwischen offensichtlich lieber versorgen als über den klassischen »offenen« Drogenhandel auf der Straße.

Andere Einwände betrafen die Partyszene. So schlagen die Planer und -innen vom Planungsbüro »gruppe F« etwa in der Mitte des Abschnitts die Einrichtung einer demontierbaren Plattform vor, das als informelle Anlegestelle für Wassersportler dienen könnte – gleich neben der Kühlwasser-Auslaufstelle des Vattenfall-Heizkraftwerks.

Das sollte noch einmal überprüft werden, denn so eine Plattform könnte ja auch als Badestelle verstanden werden, obwohl hier das Auslaufrohr unter der Wasseroberfläche gefährliche Strömungen verursacht.

Aber unabhängig von solchen Gedanken sprachen sich ein Anrainer vehement gegen die Anlegestelle aus: »Hier nerven schon jetzt die ganzen lärmigen Partyboote. Wenn man denen auch noch die Möglichkeit bietet, anzulegen, dann wird es ja noch schlimmer!«

Für Radfahrende wenig geeignet

Die Planer und -innen werden den Uferweg, so versprachen sie nach der Veranstaltung im persönlichen Gespräch mit der Redaktion, mehr als Fußweg behandeln statt als Radweg, obwohl ihr Auftrag eigentlich die Planung eines kombinierten Fuß- und Radweges ist.

Denn an einer Stelle ist der Uferweg ja bereits gebaut, auch wenn er nicht als solcher genutzt wird: auf dem Gelände von Vattenfall. Hier aber ist er teilweise so schmal, dass es wohl regelmäßig zu Konflikten zwischen Radfahrenden und Zu-Fuß-Gehenden kommen wird:

An der Rampe hoch zur Michaelbrücke zum Beispiel oder unter der Brücke, die nur auf einem besonders schmalen Wegstück unterquert werden kann.

Diese Konfliktbereiche zwischen Rad- und Fußverkehr lassen sich baulich nicht mehr entschärfen.

In der Alltagspraxis der Berliner Innenstadt spielt es zwar eine eher kleine Rolle, ob ein Fußweg offiziell für Radfahrende frei gegeben ist oder nicht.

Kaum einer kennt und kaum einen kümmert hier den Unterschied zwischen dem blauen runden Schild mit dem Fußgängersymbol und dem, das darunter zusätzlich auch noch ein Fahrrad zeigt.

Dennoch wäre es sinnvoll, schon jetzt die Nutzung durch Radfahrende aus der Aufgabenstellung zu entfernen. Das wäre ein Signal für jene Unternehmen, die geführte Radtouren durch die historische Innenstadt organisieren, dass der Uferweg für sie nicht geeignet sein wird.

Die Route entlang der Spree der Nördlichen Luisenstadt wäre inhaltlich nämlich besonders interessant. Denn von hier aus hat man nicht nur eine spektakuläre Aussicht auf Monumente der Berliner Clubszene wie den Holzmarkt mit dem »Kater Blau«, sondern kann seinen Kunden auch echte Mauerreste und sogar ein ehemaliges Bootshaus der DDR-Grenztruppen präsentieren.

Geführte Radtouren umfassen meist ein bis zwei Dutzend Fahrräder, die eins hinter dem anderen in einer langen Schlange daherkommen.

Spätestens im Vattenfall-Abschnitt würde das regelmäßig zu kaum vermeidbaren Konflikten führen, wenn die Benutzung des Uferwegs für Radfahrende legal sein wird.

Verschließbare Tore bei Vattenfall

Der Spreeuferweg wird im Bereich von Vattenfall nach seiner Fertigstellung allerdings nicht immer durchgängig benutzbar sein. Denn ab und an werden sich die Tore am Kraftwerksgelände verschließen, etwa wenn der Öltank des Heizkraftwerks per Schiff betankt wird.

Das läuft zwar in der Regel mit Gas (und in der Zukunft vermutlich mit Wasserstoff), lässt sich im Notfall aber auch vorübergehend auf Öl umstellen. Der Öltank befindet sich auf der hinteren Grundstücksecke gleich neben dem Uferweg und dem Wohnhaus Rungestraße 19.

Als die Nördliche Luisenstadt zum Sanierungsgebiet wurde, war auch geprüft worden, ob man einen Fußweg zwischen Spreeufer und Rungestraße über das Betriebsgelände hinweg einrichten könnte. Das lässt sich noch heute noch am Umriss des Sanierungsgebiets (ecke Seite 15) erkennen.

Aus Sicherheitsgründen wurde diese Idee schließlich verworfen.

Der Öltank ist nämlich ein »Störfallbetrieb«, um den herum laut der »Seveso-III-Richtlinie« der EU ein Sicherheitsbereich besteht. Der Fußweg wäre dabei direkt über besonders sensible Leitungszonen verlaufen, die dadurch praktisch öffentlich zugänglich geworden wären.

Mehr zum Thema finden Sie auf der Gebietswebsite www.Luisenstadt-Mitte.de

Quelle: „cs“ in der „ecke köpenicker No 5 November Dezember 2023“

Fotos aus der genannten „ecke“: Ch. Eckelt

Lesen Sie auch: „Ist so der Spreeuferweg machbar?“
Die Einladung zur o.g. Veranstaltung


ecke koepenicker 5 November Dezember 2023
ecke koepenicker 5 November Dezember 2023 – hier downloaden
Alle „ecken“ seit der Erstausgabe hier in unserem Blog

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