Luisenstadt Mauerverlauf - Klick für eine Großansicht

Die Grenzen der Luisenstadt – Zwischen Spree, Lindenstraße und U1

LETZTE ÄNDERUNG am Montag 19. Februar 2024 20:52 durch BV LuiseNord


Es ist immer noch nicht gelungen, die „Luisenstadt“ in den Stadtplänen zu platzieren. Auch Schilder an den Stadtteilgrenzen fehlen. So ist es nicht verwunderlich, dass nur Historikern, Stadtplanern und hoffentlich auch einigen Bewohner selbst die Luisenstadt ein Begriff ist.


Der Stadterzähler Falko Henning beschreibt in der neuen „ecke köpenicker“ die Geschichte der Luisenstadt genauer:

„Kaum jemand weiß, was eigentlich genau die Luisenstadt war oder ist. Denn die Luisenstadt ist nur noch ein historischer Stadtteil – seit über 100 Jahren gibt es offiziell keine Luisenstadt mehr. Sie wurde auf die damals neu festgelegten Verwaltungsbezirke Mitte und Kreuzberg aufgeteilt.

Der aufmerksame Flaneur findet noch Spuren

Beispiele sind das Gebäude der Luisenstädtischen Bank in der Köpenicker Straße in Mitte oder die Genossenschaft Luisenstadt unweit vom Rio-Reiser-Platz.

Eine Arztpraxis wirbt mit der Bezeichnung genauso wie ein Taxiunternehmen.

Der Bürgerverein Luisenstadt bezieht sich mit seinem Namen seit 1991 auf das alte Quartier und hat erreicht, dass sich die Luisenstädter aus Ost- und Westberlin nach dem Mauerfall näherkamen.

Die einfache Antwort auf die Grenzen der Luisenstadt lautet: Spree, Lindenstraße und U1.

Komplizierter ist die korrekte Antwort

Denn so historisch Luisenstadt klingt, bis 1802 hatte diese Gegend nicht einmal einen Namen, sondern verschiedene Bezeichnungen, unter anderem Köllnische oder Köpenicker Vorstadt, Köpenicker Feld, »Köpnicker Vierthel« sowie Cöllnisches Feld.

Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteil­zeitung „ecke köpenicker. Siehe Download-Link unten
Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung „ecke köpenicker. Siehe Download-Link unten

Kölln und Köpenick konnten dabei auch mit C wie Cöpenick oder mit oe wie Coelln buchstabiert werden. Wegen der noch recht wenigen Häuser war die Bezeichnung Feld allemal zutreffender als Viertel oder Vorstadt.

Die Zoll- und Akzisemauer grenzte Berlin ab dem 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vom Umland ab. Sie war keine mittelalterliche Mauer gegen Angriffe von außen, sondern eine erst hölzerne, dann aus roten Backsteinen gemauerte Grenze, die der Besteuerung diente und den Schmuggel sowie das Desertieren von Soldaten verhindern sollte.

U-Bahn statt Stadtmauer

Als Gebäude zeugt das Brandenburger Tor davon, als Namen u. a. das Schlesische und Kottbusser Tor. Seit 1735 verlief die Berliner Stadtmauer mit ihren Toren von der Oberbaumbrücke bis zum Halleschen Tor, wo heute die Trasse der U1 verläuft. Dadurch entstand ein klar begrenztes innerstädtisches Entwicklungsgebiet.

Die spätere Luisenstadt war damals hauptsächlich unbebaut und landwirtschaftlich genutzt. Trotzdem verfügte König Friedrich Wilhelm III. in einer »Allerhöchsten Kabinetsordre« 1802, diese Vorstadt mit 13.000 Einwohnern nach seiner Gemahlin Luise zu benennen. Verbunden war damit die Ehre, dass die Luisenstadt »zum sechsten Stadttheile der Königlichen Residenz erhoben« wurde.

Klare Grenzen hatte der Stadtteil nur im Nordosten mit der Spree und im Westen mit der Lindenstraße, die heute zum Teil Axel-Springer-Straße heißt. Schwieriger ist die nördliche Grenze von Alt-Kölln zur Luisenstadt zu verorten. Dort bildet ein Seitenarm der Spree die heutige Fischerinsel.

Von der Vorstadt zur Luisenstadt
Historisches Wappen der Luisenstadt
Historisches Wappen der Luisenstadt

Erst seit dem 20. Jahrhundert wird dieser älteste Teil der Köpenicker Vorstadt überhaupt mit zur Luisenstadt gerechnet. Denn nach dem Dreißigjährigen Krieg ließ der Große Kurfürst Berlin als Festung ausbauen. Der Festungsgraben verlief auf der heutigen Wallstraße. Außerhalb davon entwickelte sich eine Vorstadt, die spätere Luisenstadt.

Die Häuser zwischen Wallstraße und dem Spreekanal bildeten den kleinen, nur einen Block breiten Stadtteil »Neukölln am Wasser« und erst davor, also auf der südlichen Seite der Wallstraße, war dann wirklich Luisenstadt.

Genauso wurde die Luisenstadt selbst unterteilt: in diesseits und jenseits des Luisenstädtischen Kanals oder auch in innerhalb und außerhalb der Stadtmauer. Denn ab 1861 wurde Berlin u. a. das Gebiet von der Stadtmauer bis zum Landwehrkanal zugeschlagen und so erreichte die Luisenstadt ihre größte Ausdehnung.

Die Teilung der Luisenstadt

Am 1. Oktober 1920 entstand Groß-Berlin und für die gewaltige Millionenstadt wurden neue Bezirke gebildet. Die Luisenstadt wurde zwischen den Bezirken Mitte und Hallesches Tor aufgeteilt, letzterer wurde ein Jahr darauf in Kreuzberg umbenannt. Für die Luisenstädter änderte sich wenig dadurch, dass nun der Teil nördlich des Luisenstädtischen Kanals zu Mitte gehörte und der größte Teil zu Kreuzberg.

Trotz der großen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wäre das so geblieben, wenn nicht mit der Gründung der DDR die Bezirksgrenze zur Demarkationslinie der verfeindeten Supermächte geworden wäre. So gehörte der kleine, nördliche Teil in Mitte zum Ostblock und SO36 zum Westen.“

Quelle: Falko Hennig in der „ecke köpenicker No 6 Dezember 2023 Januar 2024“

Abbildung Wappen: Falko Henning. Das Wappen zeigt die Berliner Stadtmauer mit offenem Tor unter dem brandenburgischen Adler mit dem goldenen L für Luisenstadt.

Abbildung oben: Archiv Luisenstadt. Grenzen und Mauerverlauf als Teilungsgrenze der Luisenstadt

Luisenstadt Mauerverlauf - Klick für eine Großansicht
Luisenstadt Mauerverlauf – Klick für eine Großansicht

Weiterlesen:  Blogbeitrag „Die innere Grenze der Luisenstadt – noch heute erkennbar“


ecke köpi 6 2023 Cover
ecke köpi 6 2023 Cover – hier lesen/herunterladen
Alle „ecken“ seit der Erstausgabe hier in unserem Blog

„ecken“ in weiteren Mitte-Sanierungsgebieten


Hier kannst du gern kommentieren. Der Spamfilter ist allerdings scharf gestellt!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.